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Obus Berlin

1912 - Gleislobus

Der Obus in Steglitz wurde mit dem System Elektro-Daimler-Stoll ausgerüstet. Der Wagen zeichnete sich durch den Kontaktwagen aus, der wie auch bei den bisherigen Fahrzeugen in der Fahrleitung hing und auf kleinen Rollen dem Drahtbus durch die Stromleitung gezogen folgte.  In Steglitz wurde lediglich eine Fahrleitung mit 2 Leitungen verlegt. Sich begegnete Fahrzeuge tauschten die Stromleitungen der Kontaktwagen aus und fuhren so mit dem Kontaktwagen der entgegenkommenden Fahrt weiter. Bei der geringen Wagenfolge mit maximal 3 Fahrzeugen eine akzeptable Verfahrensweise.

Bei den von der österreichischen Daimler-Motoren-Gesellschaft gebauten Wagen erfolgte der Antrieb über zwei Radnabenmotoren in den Hinterachsen. Ab September 1911 wurden die Fahrzeuge bei der deutschen Vertretung der Daimler-Motoren-Gesellschaft in Marienfelde gebaut. Die Gleislose Bahn in Steglitz wurde am 20. April 1912 in Betrieb genommen. Das investierte Kapital lag bei 105.000 Mark.

Die Höchstgeschwindigkeit betrug immerhin 25 km/h bei Vollgummibereifung. Die Wagen in ihrer Ausführung alle nach gleichen Plänen erstellt worden. Ein Wagen bot 19 Sitzplätze, Stehplätze waren nicht zugelassen.  Das Gesamtgewicht eines Wagens lag bei rund 3 Tonnen. Die elfenbeinfarbenen Wagen mit Steglitzer Wappenschild auf der Wagenseite waren ohne Schaffner unterwegs, bezahlt wurde beim Einsteig vorn beim Fahrer durch den Einwurf einer Münze in eine gläserne Zahlbox, ein Fahrschein wurde nicht ausgegeben. Der Fahrpreis betrug 10 Pfennig. Aus der Bezeichnung “gleislose Bahn” entwickelte sich der Begriff “gleisloser Omnibus”, was sich im Steglitzer Volksmund dann zum “Gleislobus” entwickelte.

Mit dem Ersten Weltkrieg musste der Betrieb sofort eingestellt werden, das wertvolle Kupfer der Fahrdrähte war dem Krieg zu opfern. Die drei Fahrzeuge wurden verkauft, ein weiterer Verbleib ist nicht nachvollziehbar. Auch ist nicht bekannt, ob von dieser mehrfach gebauter Wagenbauart der Daimler-Werke in Europa irgendwo ein Exemplar erhalten geblieben ist. Die Fahrzeuge dieser Bauart kamen in BratislavaGmünd (Niederösterreich), Weidling bei Wien,  Stadt Wien für die Städtische Strassenbahn  Pötzleinsdorf - Salmannsdorf, Kalksburg bei Wien, Budweis in Böhmen, Judenburg (Steiermark), Heilbronn (Würtemberg), Fribourg-Posieux (Schweiz) und von Paris nach St. Mande  zum Einsatz. Insgesamt 40 Fahrzeuge im Zeitraum von Juli 1907 bis November 1912 wurde von Elektro-Daimler-Stoll ausgeliefert.

Weitere Hinweise (mit dem Betreff “Gleislobus”) können gerne an die Redaktion gegeben werden.

Firmenflyer der Elektro-Daimler-Stoll (1912)  über ihre gleislosen Bahnen.

Firmenflyer der Elektro-Daimler-Stoll (1912)  über ihre gleislosen Bahnen.

Die Redaktion fragt ihre Leser: Wer kann Angaben darüber machen, ob ein Fahrzeug dieser Bauart noch heute existiert? Elektro-Daimler-Stoll lieferte mind.  40  Wagen in Europa aus.

Quellen und weiterführende Literatur:

  • Mitarbeiterzeitung der BVG, “Freie Fahrt”, Heft 4/1942 : “Neue Obuslinie der BVG”
  • Dr. Walter Schneider, Band 6, 8,
  • ALBA, Berliner Omnibusse, Gammrath, Jung, Schmiedeke
  • Berliner Verkehrsblätter, Heft 4/1962: “Der Oberleitungsbus der Gemeinde Steglitz”
  • Berliner Verkehrsblätter, Heft 3/1965: “Der Obus in Berlin”
  • Berliner Verkehrsblätter, Heft 3/1965: “ Der Obus-Wagenpark im westlichen Berlin seit 1933”
  • Unterlagen aus dem DAIMLERCHRYSLER Konzernarchiv, vielen Dank an dieser Stelle für die freundliche und umfangreiche Unterstützung
  • Wiener Tramwaymuseum (siehe Linkliste)

Text zusammengetragen: Jurziczek, 9/2004

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