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U-Bahn Berlin

Kombinierter Bürsten- und Schmierzug A3L 4010, 4011

Von 1994 bis 1/2009 erfüllte der A3 Prototyp 999/998 mit der Arbeitszugnummer 4021/4022 (ab 1999 mit der Nummer 4022/4023) diese Aufgabe, der im Herbst 2009 verschrottet wurde.

Ab 2006 wurde die A3L 71 Einheit mit der Fahrgastzugnummer 790/791 zu einem neuen Schienenbürsten- und Stromschienenschmierzug hergerichtet und am 17.12.2008  mit der Arbeitszugnummer 4010/4011 in Betrieb genommen.  Der Zug verfügt über neue Stromabnehmer, neue Stromschienenschmierschuhe (auf Basis des neuen Stromabnehmers) und eine neu konstruierte Schienenbürsteneinrichtung mit rotierenden Drahtbürsten.

Der Zug hat eine Doppelaufgabe, kann im Herbst als Bürstenzug und im Winter als Stromschienenschmierzug arbeiten.

Kombinierter Bürsten- und Stromschienenschmierzug 4010/4011

Im Herbst wird der Arbeitszug in der Kehranlage des Bahnhofes Breitenbachplatz aufgestellt um die typische Einsatzstrecke nach Krumme Lanke schnell zu erreichen. Die übrige Zeit ist die Einheit in der Wagenhalle Warschauer Straße (Rudolfhalle) stationiert. Von dort ist dann im Winter die Hochbahnstrecke schnell erreichbar.

Stromschienen-Schmierzug:

Die seitlich der Fahrschienen angeordneten Stromschienen werden im Berliner Kleinprofilnetz durch die Fahrzeugstromabnehmer von oben bestrichen. Zur möglichst unterbrechungsfreien Übertragung des Fahrstroms ist ein guter Kontakt zur Stromschiene wichtig. Im Winter kann Rauhreif- oder gar Eisbildung durch gefrierende Nässe auf der Oberfläche zu Unterbrechungen im Stromfluss führen. An den Stromabnehmern entstehen dann sogenannte Lichtbögen, da der Gleichstrom versucht, die isolierende Eisschicht zu durchschlagen. Diese Blitze führen zu starkem Verschleiss an Stromschiene und Stromabnehmern sowie durch die Spannungsschwankungen zu Problemen bei elektronischen Fahrzeugsteuerungen, was Fahrgäste als Rucken unangenehm empfinden. Intensive Lichtbögen bei Blitzeis können sogar zu Metallteilen der Drehgestelle überschlagen und durch das Ansprechen von Schutzeinrichtungen der speisenden Unterwerke einen Stromausfall und damit eine Betriebsunterbrechung verursachen. Es sind dabei auch schon Isolierverkleidungen in Brand geraten.

Arbeitszug 4011 - Drehgestell 2 Detail Schmiereinrichtung

Der spezielle Stromabnehmer am Drehgestell 2 des Wagens 4011 mit der Sprüheinrichtung

Als eine Vorsichtsmaßnahme bei entsprechender Wetterlage wird auf die Stromschienen in oberirdischen Streckenabschnitten ein Schmierfilm aufgebracht, der die Haftung von Rauhreif, Schnee- oder Eisschichten soweit herabsetzt, dass sie vom ersten Stromabnehmer des U-Bahnzuges einfach weggewischt werden. Die anderen Stromabnehmer der aus mehreren Wagen bestehenden Züge haben danach ausreichend Kontakt. Diese Schmierung muss je nach Wetterlage täglich erfolgen. Die U -Bahnleitstelle ordnet dann den Einsatz des Stromschienenschmierzuges an, der zwischen zwei fahrplanmäßigen Linienzügen die gefährdeten Stromschienenabschnitte behandelt, ohne den Fahrplan zu beeinflussen.

Schmierzug 4011 im Wintereinsatz 2009/2010

Einsatzfahrt im Winter zum Enteisen der Stromschiene. Um einer Betriebsstörung zu entgehen, wird der Arbeitszugeinheit 4010/4011 bei der Verwendung als Stromschienenschmierzug mindestens eine weitere Zugeinheit A3 hinzugefügt und dieser Zugverband mit 2 Fahrern besetzt. So ist gewährleistet, dass der Zug nicht in Stromschienenlücken mit der Kombination schlechter Kontaktaufnahme durch die Wintereinflüsse stehen bleibt.

Innenraum Schmierzug

Blick in den Innenraum des Schmierzuges

DSCF0381

Der Schmierstoffbehälter mit der dazugehörigen Pumpeneinrichtung zur Dosierung des Schmierstoffs

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Hier mit der ehemaligen SELTRAC-Einheit 700/701 zur Abfahrt nach Warschauer Straße

Reinigungszug:

Im Herbst bei Laubfall wird DTw 4010/4011 als “Bürstenzug” vor allem im Einschnittbereich der Wilmersdorf - Dahlemer Bahn (U3) eingesetzt. Hier gelangt von den Bäumen abgeworfenes Laub in erheblicher Menge in den Gleisbereich, so dass sich zwischen Rad und Schiene ein Schmierfilm aus zerquetschten Blättern, Schmutz und Feuchtigkeit bildet. Der daraus entstehende schwarze Belag auf dem Kopf der Fahrschienen reduziert die Haftreibung erheblich, wodurch die Räder der Triebwagen beim Anfahren schleudern (durchdrehen) und beim Bremsen ins Gleiten geraten oder gar blockieren. Die Folgen sind verlängerte Fahrzeiten mit Verspätungen, Bildung von Flachstellen auf blockierten Rädern, ein hoher Sandverbrauch mit Verschmutzung der Schotterbettung und ein erhöhter Energieverbrauch. Flachstellen auf den Radsätzen führen zu erheblichen Folgekosten: durch die nötige Nachbearbeitung sinkt die Lebensdauer der Radsätze, während der Reparatur fehlen die Wagen im Betrieb, Arbeitszeit und Material muss dazu eingesetzt werden und steht zur vorbeugenden Wartung nicht mehr zur Verfügung.

Bürstenzug 4010 Drehgestell 2 Bürsteneinrichtung

Drehgestell 2 des Wagens 4010 mit der Arbeitseinrichtung “Bürste”

Das regelmäßige Abschleifen der schmierigen Rückstände von den Schienenköpfen mit den rotierenden Drahtbürsten des Spezialzuges führt zu einem sauberen, griffigen Schienenzustand und beseitigt die Ursachen der genannten Probleme. Die Säuberung wäre prinzipiell auch mit den Schienenschleifzügen 4091 und 4092 möglich, diese schleifen aber die Schienenkopfoberfläche mit ab, was die Liegedauer der Schienen senken und letztlich Folgekosten für die vorzeitige Gleiserneuerung nach sich ziehen würde.

4010 -  Detail rotierende Bürsten zur Reinigung der Fahrschienen bei der Berliner U-Bahn

Detailaufnahme der rotierenden Drahtbürsten

Quellen:

  • Zuarbeit der Autoren Detlef Jentzsch und Mario Danke aus dem Autorenkollektiv der Berliner Verkehrsseiten
  • Arbeitsanweisungen den kombinierten Bürsten- und Stromschienenschmierzuges

Text und Zusammenstellung: Markus Jurziczek von Lisone,  3/2010

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