Die Pfaueninsel

Die Pfaueninsel

Königliche Lustinsel 1790 - 1842

Nach dem Abzug des Alchimisten Johann Kunkel 1689 von der Pfaueninsel gelangte der Besitz an das zu Potsdam gehörende Gut Bornstedt. Dieses Gut wurde 1734 durch ein königliches Dekret vom Militärwaisenhaus in Potsdam angekauft und an landwirtschaftliche Pächter vergeben. Die Pfaueninsel wurde aber von diesem Pächter nicht selbst bewirtschaftet, sondern ständig an Unterpächter weiterverpachtet.

Dieser Zustand währte etwa ein halbes Jahrhundert, bis König Friedrich Wilhelm II. von Preussen (“der dicke Lüderjahn”) auf die Insel aufmerksam wurde. Der Schilfgürtel, der das Betreten der Insel sehr erschwerte, beherbergte tausende von Wasservögeln, die den jagdlustigen König erst bis an den Rand der Insel und später auf diese selbst führten. Er lernte bald die Schönheit der Insel schätzen, und einmal mit ihr bekannt geworden, lockte es ihn nun öfter vom nahen Marmorpalais hinüber. Gelegentlich wurden auch von der Hofgesellschaft kleine romantische Feste dort abgehalten, wie sie der Mode der damaligen Zeit entsprachen. Wertvolle orientalische Zelte wurden aufgespannt, die Musik ertönte, Tänze und Spiele wechselten miteinander ab und so vergingen in ungetrübter Freude die Stunden; erst mit der untergehenden Sonne kehrte man in das Marmorpalais in Potsdam zurück. [4-8] Durch eine Kabinettsorder vom 12. November 1793 wünschte der König Friedrich Wilhelm II. die Insel zu übernehmen, und die Übergabe wurde mit allen Mitteln sehr eilig betrieben. Die jährlich festgesetzten Einkünfte von 217 Thalern und 5 Groschen wurden durch den Finanzminister des Accise-Departements mit dem Generalpachtzins des Gutes Bornstedt verrechnet. [4-9]

Sofort nach der Übernahme der Insel wurde der Plan zum Bau eines kleinen Schlosses im verträumten italienischen Stil einer Ruine entworfen. Es scheint, dass der König die Idee zum Bau des Schlößchens als Geschenk an seine Geliebte Gräfin selbst vorgab, und dem Hofzimmermeister Johann Gottlieb Brendel als Vorbild zu einem Entwurf gedient hat. Der Bau des Schlosses wurde schon im Frühjahr 1794 begonnen, der Innenausbau schloss erst zum Jahresende 1795 ab. [4-9]

 

Küchengebäude 1795 / Eiskute

Eiskeller in Brandenburg

Nicht gleichzeitig mit dem Bau des Schlosses begann der Bau der Küchengebäude und der Eiskute am Ufer der Havel. Die Küche ist nach holländischer Art von van der Leyden aufgeführt. Die Eiskute, die heute nicht mehr vorhanden ist, stand etwas abseits davon, und diente als Aufbewahrungsort für Eis und verderbliche Speisen. [4-15].

In der Zeit Friedrich Wilhelms II. entstand auch die Meierei, die nach einem Entwurf von Bauinspektor Phillip Boumann ausgeführt wurde. [2-15] Sie stellt eine gotische Klosterruine dar und ist ein Zwischending von Wohnhaus und Stallgebäude. Der Bau begann etwa um die gleiche Zeit wie der Bau des Schlößchens, und die Fertigstellung scheint sich bis Mitte 1795 hingezogen zu haben. [4-16]

Gotische Stuckaturverzierungen vom Stuckateur Constatin Ph. G. Sarori (1747 - 1812) und Wandmalerei vom Berliner Theatermaler B. Verona geschmückt ist. Heute werden im Winterhalbjahr Führungen durch das Innere der Meierei angeboten.

Meierei mit Pferdekoppel, 2005  -->

Das Parkett des Saales, Rüstern- und Maulbeerenholz, von dem Potsdamer Kunsttischler S. Follmann, Tisch mit Platte aus orientalischen Achat von Kambly gearbeitet. Westlich der Meierei liegt der Rinderstall, erbaut 1802 vom Bauinspektor Krüger in Form einer Kapelle (heute als Pferdestall genutzt). [2-15]

 

 

<- Das Kastellanhaus (2005)

In der nähe des Kastellanhauses wurde ein Brunnen angelegt, den man mit einem hohlen Rüsterstamm verkleidete. Die Meierei erhielt ebenso einen eigenen Brunnen. Der Jacobsbrunnen östlich des Schlosses stellt eine Ruine aus korinthischen Gebälk dar. Die Bleifigur stand vermutlich für den St. Jacob. [4-16]

Von den Landgutbesitzer in Sacrow erwarb man Pfauenvögel die man auf der Insel aussetzte. 1795 wurde auch das Kastellanhaus, unweit des Schlosses errichtet, fertiggestellt. Daneben stand einst ein als Heuschober verkleideter Stall, vermutlich für die Pfauenvögel genutzt. [2-16, Abb12], [4-16]

1796 wurden noch einige Ergänzungsbauten vorgenommen, die besonders aus wirtschaftlichen Gründen notwendig gewesen worden waren. Ferner wurden erbaut die Kegelbahn, der Boumannsche Brunnen (6,30 Meter tief und 1,90 Meter breit) und der Beelitzer Jagdschirm. Der Beelitzer Jagdschirm, auch Borkenhäuschen genannt, hat seinen Namen daher, weil er ursprünglich als Jagdhütte in der Nähe von Beelitz verwendet wurde. Dort abgebaut wurde er auf der Pfaueninsel wieder aufgebaut. Der Name rührt von der Borkenfassade her.

Borkenhaus auf der Pfaueninsel, Ansicht von 1912

Die ganze Insel war bei der Übernahme durch den König noch vollkommen ein Jagdrevier und wies einen ziemlich starken Waldbestand auf. Wenn auch an einigen Stellen, wie beispielsweise an der Südweststrecke, Abholzungen stattgefunden hatten, so waren die Veränderungen doch nicht erheblich. Der König liess den Wald in der Nähe des Schlosses von den Hofgärtnern Eyserbeck und Morsch zu einer englischen Parklandschaft umgestalten.

An der Meierei gestaltete man Wiesen für das Vieh, ein Karpfenteich wurde auch dort angelegt.

Das Interesse des Königs ließ aber schließlich nach, und nach seinem Tod (16.11.1797) schien die Insel wieder in Vergessenheit zu geraten. Der Nachfolger König Friedrich Wilhelm III. wählte das Schlößchen auf der Pfaueninsel zu seinem Sommer- und Lieblingssitz. Die Namen des Königs und der Königin Luise, der beliebtesten Königin auf dem preußischen Thron, sind untrennbar mit der Insel verbunden. Zunächst wurden der Pfaueninsel nur kleine weitere Gebäude für die Unterkunft des Personals erbaut. So wurde an der Stelle des heutigen Kavaliershaus 1804 ein Gutshof errichtet, der neben einem Wohnhaus auch 2 Ställe und eine große Scheune erhielt.  Das Wohnhaus war für die Gärtner bestimmt, sowie einfache Gemächer für hohe Gäste. Der alte Stall an der Meierei stürzte ein und wurde durch einen neuen, massiven ersetzt, der mittlerweile zum Wohnhaus umgebaut wurde. Ein weiterer gebauter Stall an der Meierei ist heute nicht mehr vorhanden.

Der König entfachte eine Leidenschaft für Tiere fremder Länder. Nachdem sich einige fremdartige Tiere in seinem Besitz befanden, liess er auf der Pfaueninsel eine kleine Menagerie errichten. Brendel legte 1802 eine Büffelbucht und ein Gehege für bengalische Hirsche an. Das Interesse des Königs an fremden Tierarten sprach sich schnell herum, und seine Gäste wussten ihm damit richtige Geschenke zu machen Vom Grafen Lindenau erhielt er chinesische Schweine und bengalische Hirsche , Graf Magni vermehrte die Tiersammlung durch schlesische und ungarische Schafe sowie Büffel. Die Menagerie wurde später um einen weiteren Bau erweitert. Die königliche Seehandlung rüstete zu diesem Zweck 1822 ein Schiff nach Brasilien aus, um die vom Berliner Professor Lichtenstein vorgeschlagenen brasilianischen Tiere zu holen. Inzwischen wurden Arbeiten zur Aufstellung der Käfige und Gebäude für die Tiere begonnen und die Fasanerie des neuen Gartens fand jetzt ihre Aufstellung auf der Insel. Nach und nach entstanden ein Lamahaus, Käfige für Affen, Adler und Löwen.

<- Russische  Rutschbahn, Lithografie aus Slg. Verfasser

 Volieren für fremdartige Vögel, ein Känguruhstall, eine Bärengrube, eine Büffel- und Schweinebucht, Renntier- und Hirschgehege sowie eine Biberbucht. [4-21]

1810 verstarb die Königin Luise, und der König wollte ihr auf der Pfaueninsel ein Mausuleum errichten. Schinkel hatte 1815 dazu ein Entwurf erstellt, der auf dem höchsten Punkt der Insel, wo heute die große Wasserfontaine steht, errichtet werden sollte. Aus bisher nicht erkennbaren Gründen wurde dieser Bau nicht errichtet. [4-30, Abb. 15+16]. Erst 1829 folgte ein Portikus.

Gebäude der russischen  Rutschbahn, Foto: Jurziczek, (2005 ) ->

1819 entstand die Rutschbahn nach russischem Vorbild, dessen Idee von der 1818 durchgeführten Russlandreise mitgebracht wurde. Die jungen Prinzen rutschten vergügt auf dieser, zum Leidwesen des damaligen Hofgärtners Habermann. Es folgten auch Schaukeln nach russischem Vorbild. [4-29, -60] Auf der Höhe des gegenüberliegenden südlichen Havelufers hatte der König ebenso 1819 für seine mit dem Großfürsten (späteren Zaren) Nikolaus vermählte Tochter Charlotte nach Petersburger Plänen ein russisches Blockhaus erbauen lassen, dass den Namen des Schwiegersohns Nikolskoe (Nikolaus`eigen) trug. Als Verwalter hauste hier viele Jahre lang der russische Leibkutscher Iwan Bockow, der uns als schöner Mann mit weißem Bart in bequemer Nationaltracht überliefert wird. [2-9]

Luftaufnahme der Pfaueninsel: Die von Lenné gestaltete Anlage lässt alle Hauptwege auf das Schloß zulaufen (Aufnahme von 1935)

Nach dem Vorbild des Jardin des Plantes bei Paris, den der König während der Befreiungskriege gesehen hatte, wurde unter Leitung von J.P. Lenné (1789-1866) entsprechend ab 1822 die Pfaueninsel zu einem englischen Park mit wertvollen botanischen Gewächsen und versteckten Tiergehegen angeordnet. [2-7]Die Grundzüge der Landschaftsgestaltung prägt auch heute noch die Insel, die Hauptwege prägen die Struktur des Parks und sind von der Luft aus auch zu sehen. Die königlichen Hofgärtner Morsch, Reuter und  Fintelmann waren mit der Pflege und dem Bestehen der Landschaft betraut. Besonders herausragend war 1921 der Ankauf der privaten Rosensammlung des Herrn Dr. Böhm durch das Hofmarschalamt für 5000 Thaler. In 4 Spreekähnen wurden die Rosen zur Pfaueninsel gebracht [5-194]. Die Rosen wurden vom “königlichen Hofgärtner auf der Pfaueninsel” und “Vorsitzender der Märkisch-ökonomischen Gesellschaft zu Potsdam”, Joachim Anton Ferdinand Fintelmann (1784 bis 1863), persönlich behütet, der seit 1804 auf der Insel tätig war. Es bedurfte einige Jahre, die Rosen im eigens angelegten Rosengarten zwischen dem Schloß und dem Kastellanhaus voll zur Entfaltung zu bringen. Ganze 140 Rosensorten konnten nachgewiesen werden. Die Rosen aus den Gruppen der Centifolien, franz. Rosen, Damascener Rosen, Hybride, gelbe Rosen, immerblühende Rosen, Pimpinell-Rosen und Kletterrosen waren mehrfach vorhanden, sowie die Rosa provincialis in zahlreichen Farben. [4-38, 39, 40, 41]. Die Rosenbestände gingen leider in der Zeit der Etatkürzungen auf der Insel verloren, Besucher rupften später die letzten Rosen -Bestände der bis 1924 nicht unter Naturschutz stehenden Insel heraus. [4-62]

 

Neuanpflanzung des Rosengartens in der Neuzeit (2005)

Für die neue Gartenlandschaft, den neuen Gewächshäusern für die Nachzucht und eben dem Rosengarten bedurfte es nun einer Wasserversorgung. 1822 befahl der König den Bau einer Dampfmaschine für die Wasserförderung. Der Engländer Humphrey (er war der Direktor der Potsdam-Magdeburger Dampfschiffahrts-Gesellschaft) hatte einen Bewässerungsplan entworfen. Im Maschinenhaus am Südufer fand die Maschine ihren Platz. Sie förderte das Havelwasser auf den höchsten Punkt der Insel in eine Fontaine, von wo es aus in das Wasserbecken, hindurch den künstlichen Steinberg durch Tonrohrleitungen auf der westlichen Inselseite verteilt wurde.  [4-43, -44]

Die Wasserfontaine auf dem höchsten Punkt der Insel (Aufnahme: 2005)

Das Cavalierhaus (auch “Danziger Haus” genannt) auf der Pfaueninsel (Ansichtskarte um 1906)

1824/1825 wurde das Kavaliershaus umgebaut. Hierzu wurde ein altes Haus aus der Stadt Danzig verwendet, welches damals schon auf ein Alter von rund 300 Jahren geschätzt wurde und der Familie von Schlieffen gehört haben soll. Verschiedene Quellen besagen, dass die Werksteine der Fassade des Hauses in Venedig gearbeitet und von da aus nach Nürnberg geschafft worden sei, wo sie 1360 beim Bau eines erzbischöflichen Palastes aufgestellt wurden. Etwa 1480 transportierte man die spätgotische Patrizierfassade nach Danzig, wo sie in der Brodbänken Gasse aufgestellt wurde. Das Haus stand in Danzig dem Verfall nahe und wurde vom Hofmarschallamt aufgekauft und die Fassadensteine wurden auf dem Wasserwege über die Ostsee und Oder auf einem Dreimaster [1-61] zur Pfaueninsel transportiert. [4-28]

Ansicht des Kavaliershaus 2005. Gelegentlich sind Führungen durch das Gebäude möglich.

Friedrich Wilhelm III. war bedacht, gute Beziehungen zum russischen Zarenhaus zu knüpfen. 1817 heiratet der Großfürst Nikolaus Pawlowitsch die preussische Königstochter Charlotte, die Königshäuser Romanow und Hohenzollern sind nun verschwägert. Da der Bruder von Nikolaus auf den Thron verzichtet, ist Friedrich Wilhelms Schwiegersohn nun Zar. Das war eine gute diplomatische Grundlage für beide Häuser.  Zu Ehren des kaiserlichen Schwiegersohns wurde 1834 - 1837 gleich gegenüber der Pfaueninsel eine russische Kirche auf der Haveldühne aufgebaut, ganz richtig mit russischen Kreuz und Zwiebelturm (heute die evangelische Kirche St. Peter und Paul auf Nikolskoe) . Daneben stand schon seit 1819 das russische Blockhaus, aus echten russischen Holzbalken. [1-59] Zur ausführlichen geschichtlichen Betrachtung der Kirchengemeinde möchte ich auf den Buchhinweis [13] sowie auf die Webseite der Kirchengemeinde verweisen. Die Kirche ist zwar eng mit der Geschichte der Pfaueninsel verbunden, würde hier jedoch den Rahmen sprengen diese mit aufzuführen.

 

1829 wurde unter Verwendung der alten Sandsteinfassade des Mausoleums in Charlottenburg ein Portikus zum Gedenken an die 1810 verstorbenen Königin Luise auf der Pfaueninsel errichtet. Der Entwurf stammt von Schadow und die in den Tempel auf einem Sockel angebrachte Büste der Königin Luise hat Rauch hergestellt. [4-31]

1831 entstand das Schweizer Haus von Schinkel, der sich von der ländlichen Architektur leiten liess. Das Gebäude diente als Wohnhaus für die Gärtner, auch heute ist es wie viele weitere Gebäude auf der Pfaueninsel von Angestellten bewohnt.

Blick von Nikolskoe über die Havel auf das Schweizer Haus, im Hintergrund das Schloss

König Wiliam IV. von England schenkte 1831 dem König Wilhelm III. von Preußen einen Fregattenhafen (Winterhafen, erbaut von D. Schadow) auf der Pfaueninsel. Da die Segelflotte des Preussenkönig im schlechten Zustand war, schenkte diese auch die dazugehörige Fregatte mit dem Namen “Royal Louise”. [4-38] Die Fregatte wurde in Whoolwhich, England auf Kiel gelegt und gebaut. Im Juni 1832 wurde das aus Mahagoni gebaute und innen sehr feine Segelschiff übergeben. Die Fregatte “Royal Louise” wurde 1842 nach Potsdam zur Matrosenstation überstellt. 1914 - 1920 wurde das Segelschiff wieder zum Schutze vor dem Krieg im alten Winterhafen auf der Pfaueninsel eingelagert, 1926 wurde es bis auf die gut erhaltenen Materialen zerlegt, 1936 zur Olympiade wurde das Schiff nochmals aufgearbeitet [6-58]. 1947 wurde das Schiff auf alliierte Anordnung zerlegt, da es sich um ein militärisches Denkmal handelte. 1997 wurde im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungs- Maßnahme ein Nachbau in Originalgröße angefertigt und bereichert heute die Potsdamer Seen. Im Winter wird der Nachbau auch im Fregattenhafen Pfaueninsel eingelagert. Die genauere Geschichte uns Abbildungen der Royal Louise finden sich auf der Webseite des heute betreuenden Vereins der Fregatte.

Von 1829 bis 1831 liess König Wilhelm III. das großartige Palmenhaus errichten. Bei der Errichtung des Pflanzenhauses haben zwei besonders glückliche Umstände eine Rolle gespielt. Ein Franzose namens Fulchiron beabsichtigte seine Palmensammlung, die als eine der besten in Europa galt, zu verkaufen. Der Direktor des Botanischen Gartens in Berlin (von 1679 bis 1897 im heutigen Kleistpark gelegen) machte dem König auf diese Gelegenheit aufmerksam. Dieser zögerte nicht lange und ließ die Sammlung ankaufen. Der Garten-Direktor Otto und der Garten-Obergehilfe Gustav Adolph Fintelmann wurden 1830 nach Frankreich zur foulchironischen Palmensammlung beordert, den Transport durchzuführen. Gustav-Adolph Fintelmann war der Neffe des Hofgärtners der Pfaueninsel, Ferdinand Fintelmann. Als Ferdinand Fintelmann am 1.4.1834 zum Schloss Charlottenburg versetzt wurde, übernahm Gustav-Adolph Fintelmann diese Stelle auf der Pfaueninsel [8-43]. Die Pflanzen gelangten jedoch nicht in den Botanischen Garten, sondern der König befahl den sofortigen Bau eines gesonderten Palmenhauses auf der Pfaueninsel. Unabhängig von der privaten Palmensammlung hatte der König eine aus altbirmanischen Marmor bestehende Pagode gekauft, die ein englischer General aus Bengalen mitbrachte. Die Aufstellung war ursprünglich im Park der Pfaueninsel vorgesehen, ein Entwurf dazu lag bereits vor. Der Kronprinz schlug aber vor, den Kiosk beim Bau des Palmenhauses zu verwenden und der Hofbaumeister Schinkel nahm diesen Gedanken sofort auf und ließ ihn durch seinen Schüler Schadow ausführen. Dieses Gartenhaus mit fremdartigen Gewächsen aus aller Welt versetzte jeden Besucher in Staunen. Schnell erzählte man sich weit über Preussens Grenzen hinaus von dieser wunderbaren Sammlung auf der königlichen Insel mit vielen fremden und seltenen Tieren, versteckt irgendwo in der Havel zwischen Berlin und Potsdam ... [4-31, -32]

Palmenhaus, Abb. aus: ”Der Bär”,  Berliner Wochenzeitschrift 1880

Mit dem Jahre 1832 fand der Ausbau der Pfaueninsel sein Ende. Die Insel bot nun so viele Sehenswürdigkeiten, dass die Königsfamilie sich bereits 1821 entschloss, an drei Tagen (Dienstag, Mittwoch und Donnerstag) in der Woche (und wenn der König nicht dort weilt) Interessierten Besuchern die Insel zu öffnen. Ein Entsprechende öffentliche Bekanntmachung vom 4. Mai 1821 erklärt auch, dass weder mitgebrachte Speisen und Getränke dort verzehrt werden dürfen, noch es irgendwelche Möglichkeiten gab, welche dort zu kaufen.

Diese Publikumstage lockten tausende wohlhabende Bürger und Gäste aus Berlin, die sich an den Genüssen nie satt sehen konnten. Ein Ausflug zu den Affen, Löwen, Lamas und Kanguruhs, sowie der sonderbaren Pflanzen, der wunderschönen Parkanlage und als absoluter Höhepunkt der Besuch im Palmenhaus mit tropischen Pflanzen und echten Lianen lies nicht nur Alexander von Humboldt zum Träumen einladen. Allerdings war die Anreise zur Pfaueninsel von Berlin zu dieser Zeit nur wohlhabenden Familien möglich, finanziell unerreichbar für Arbeiter- und Bauernfamilien

Ankunft einer wohlhabenden Familie auf der Pfaueninsel, im Hintergrund die russische Kirche “Peter und Paul” am Blockhaus Nikolskoe

Am 7. Juni 1840 starb Friedrich Wilhelm III. und mit seinem Tode verliert sich das Interesse des Hofes an der Insel. Der Thronfolger Friedrich Wilhelm IV. (der Butt) ordnete pietätvoll an, die Uniformstücke seines Vaters im Schlößchen aufzubewahren, und dieser Wunsch ließ im allgemeinen erkennen, dass er kein Interesse an dem weiteren Ausbau der Insel nahm.

Die Pfaueninsel lädt auch im Winter en, allerdings ist gutes Winterschuhwerk notwendig, da die Wege nicht beräumt werden. Erleben Sie die zauberhafte Winterlandschaft in der Havel.

Autor: Jurziczek von Lisone    Mai/2005

Quellenangaben: Siehe Auflistung der Quellen in Rubrik “Bücher”. Quellenlegende: [x-y]  x = Buch, y = Seitenzahl

Der Inselbegleiter für den nächsten Besuch auf der Pfaueninsel hier zum Download

[Die Pfaueninsel] [Geschichte] [Das Schloß] [Das Palmenhaus] [Rundgang] [Inselführer] [Anfahrt] [Links] [Literatur] [Impressum]

Ein Angebot der Berliner Verkehrsseiten