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Obus Berlin

1941 - Obus Doppeldecker

1941 wurde der Auftrag für sechs Doppeldeck-Obus (Kurzbezeichnung “Odobus”) ausgelöst, der jedoch von der Industrie aufgrund der kriegswichtigen Produktionen dieses Vorhaben nicht ausführen konnte. Die  Konstruktionsplanung war jedoch schon 1941 abgeschlossen, die Auslieferung wurde zum Jahresende 1941 von der BVG erwartet. Die 3 Daimler-Benz Fahrzeuge sollten die Wagennummern 1227 bis 1229 erhalten, die 3 Wagen mit Henschel-Fahrgestell vermutlich 1304 - 1306.

Fahrgastzahlen

Sitzplätze Unterdeck:

32

Sitzplätze Oderdeck:

36

Stehplätze Oberdeck

 --

Stehplätze Unterdeck:

7 (Plattform 3, Innenraum 4)

Gesamtplätze

75 + 1 Fahrer

In ihrer wagenbaulichen Gestaltung gleichen  sie den Verbrennungsmotor-Doppeldeckern der damaligen Zeit. Die 3-achsigen Fahrgestelle wären jeweils zur Hälfte von Daimler Benz und Henschel & Sohn gebaut worden. Der Aufbau sollte bei den Gebrüdern Credé & Co in Kassel-Niederzwehren gerfertigt werden.

Die 6 Räder des Wagens haben Luftreifen. Die Vorderachse ist möglichst nahe an die Stirnwand  herangerückt, um beim Befahren von Krümmungen einen geringen Ausschlag des vorderen Überhanges zu erreichen und eine Überlastung der vorderen Räder zu vermeiden.

Der Aufbau wäre in Stahl-Leichtbau ausgeführt worden. Zur Aufnahme des Doppelstromabnehmers ist das Oberdeckgerippe in seinem mittleren Teil verstärkt konstruiert worden. Das Gesamtgewicht des Wagen läge bei schätzungsweise 12 Tonnen. Der Einstieg im Heck erfolgt stufenlos auf die türlose Plattform. Von hier führt eine Treppe am Heck in das Oberdeck. Eine kleine Stufe führt durch ein türloses Portal in den Fahrgastraum des Unterdecks. Im Winter hätte dieser Zugang wie bei den Eindeckern durch einen Vorhang bedeckt werden können. Zur Beschleunigung des Fahrgastflußes ist hinter der Vorderachse eine Schiebetür angeordnet, die den im vorderen Teil des Unterdecks sitzenden Fahrgästen als Ausstieg dient. Die Tür mit Dowald-Tonnenwalzenführung hätte durch Druckluftvom Fahrer geöffnet werden können. Die Trittstufe des vorderen Ausstieges ist isloliert und herausnehmbar konstruiert worden, ebenso der Auftritt der hinteren Plattform.

Im Wageninnern des Unterdecks waren Quer- und Längsbänke vorgesehen, mit Plüschpolstern und König-Bandfedern versehen. 32 Sitzplätze hätten sich hier angeboten, im Oberdeck wären Kunstlederpolster  mit viersitz-Querbänken vorgesehen, wie es heute auch in der Nachkriegsbauserie D2U bekannt ist. das Oberdeck hätte 36 Fahrgästen einen Sitzplatz angeboten. Stehplätze hätten auf der Plattform (3) und im Innenraum des Unterdecks (4) eingenommen werden können. Zusammen würden 75 Personen, wie auch bei den Eindeckern befördert werden können, allerdings liegt bei Doppeldeckern der Sitzplatzanteil erheblich höher (meist doppelt).

Der Motor (baugleich Siemens / AEG) war zunächst mit 90 kW vorgesehen, möglich war jedoch auch der Einbau eines 120 kW Doppel- Motors. Der Motor hätte über eine Kardanwelle die Hinterachsen angetrieben.

3 Wagen wären von AEG ausgestattet worden, die den Einbau eines Schwingreglers vorsahen.

 Siemens-Schuckert (SSW) wollte bei ihren 3 auszustattenden Wagen ein selbsttätiges Schaltwerk einbauen. Der Motor wäre wie schon bei Wagen 1204 zur Betriebsbremsung herangezogen worden, gekuppelt in einer Pedalbedienung würde sich im Geschwindigkeitsbereich unter 18 km/h die Druckluftbremse zuschalten.

Abb.: Doppel-Fahrmotor 90 kW der SSW für den Odobus 41

Die Ausführung und Unterbringung der Stromabnehmer auf dem Dach mußte aufgrund der beschränkten Durchfahrtshöhen unter den Bahnbrücken sorgfältig überlegt werden. Dafür wurden sehr niedrige Stromabnehmer- Untergestelle, die auf einem Traggerüst installiert worden wären. 

Das Fahrgestell wurde aus gepreßten Längs- und Querträgern gebildet. Er ist als geschlossene Einheit hergestellt, die den gesamten Antrieb (Motor, Kraftübertragung, Achsen, Getriebe und Bremstechnik) aufnimmt. 3 Fahrgestelle wären von Daimler, 3 von Henschel geliefert worden. In der Ausführung der Hinterachsen wären Unterschiede zwischen den beiden Herstellern ausgeführt worden. Die zweistufige Untersetzung im Verhältnis 11,3:1 ist bei Daimler-Benz in einen Kegelradgetriebe und in Stirnradnabengetrieben untergebracht. Die Achse des Fahrgestelles von Henschel & Sohn dagegen enthält ein

Schneckengetriebe mit oben liegender Schnecke. Die beiden Achswellen werden vom Schneckenrad aus über zwei im gleichen Gehäuse angeordnete Stirnräderpaare angetrieben. Im Henschel-Fahrgestell wird die Antriebes- und Bremskraft über die Wagenfedern zwischen den Hinterachsen und dem Fahrgestellrahmen geleitet. Im Daimler-Benz Fahrgestell werden die Kräfte über Schubtrichter und Schubkugeln übertragen.

3-achsiges Fahrgestell für den Odobus 41 von Henschel

Der Odobus 41 ist für die Mitnahme von Doppeldeck-Anhängern vorbereitet, deren Konstruktionspläne schon vor 1941 “bestellreif” bei den Herstellern vorlag. Als Kupplung war die italienische “Baratelli” - Kupplung vorgesehen, die auch bei den Eindecker-Bussen bereits angewendet wurde.

Quellen und weiterführende Literatur:

  • ALBA, Berliner Omnibusse, Gammrath, Jung, Schmiedeke
  • Berliner Verkehrsblätter, Heft 3/1965: “ Der Obus-Wagenpark im westlichen Berlin seit 1933”
  • Zeitschrift “Verkehrstechnik”, Heft 13/1941: “ Der dreiachsige Doppeldeck-Obus der BVG”
  • Berliner Verkehrsblätter, Heft 8/2007: ”Die Oberleitungs-Dobusse der BVG von Manfred Hübner-Kosney, Seiten 142- 143

Text und Zusammenstellung: Jurziczek, 9/2004

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