Das Geschichtsmagazin zum Berliner Nahverkehr - Berliner Verkehrsseiten
U-Bahn Berlin

Stellwerksbezirk Thielplatz

Mit der Eröffnung dieser neuen Strecke vom Wittenbergplatz zum neuen Endpunkt Thielplatz am 12.10.1913 war ein Stellwerk auch am Endpunkt erforderlich. Die Ausrüstung der Strecke fiel an die Firma Siemens & Halske. Im Wettbewerb zur britischen Firma Westinghouse war Siemens hier aufgefordert, eine selbsttätige Signalblockstrecke aufzubauen.

T-Bt_Gleiszustand_1913

Die Dahlemer Bahn ist als Einschnittbahn ausgeführt. Am Endbahnhof Thielplatz befand sich eine kleine hölzerne Wagenhalle. Den Platz, der nach dem Herrn Thiel benannt wurde, übrigens sucht man bis heute vergebens. Er gehört zu den zahlreichen Phantom- Bezeichnungen im Berliner Verkehrsnetz. Der Bahnhof ist umgeben von einem Thielpark und in der Nähe verläuft die Thielallee. Einen Thielplatz jedoch gab es noch nie in und um Berlin.

Thielplatz, Stellwerksraum 1913-1930

Das Hebelstellwerk der Firma Siemens, elektromechanisch E12

Da die Strecke im Geländeeinschnitt verläuft, gelangten hier zunächst keine Lichtsignale wie im Tunnel zur Anwendung. Die Leuchtkraft der Lichtsignale ließ den Einsatz bei Sonnenlicht noch nicht zu, zu groß war das Risiko  die schwachen elektrischen Lichter zu übersehen. Erstmalig erhielten die Siemens-Stellwerke ab 1913 eine selbsttätige Gleisfreimeldeanlage, was den selbsttätigen und halbselbsttätigen Betrieb ermöglichte.

Siehe dazu Artikel zu automatische Signalanlagen bei der Berliner U-Bahn.

Klp Flugelsig mit Fsp Halt               Pb_Signal_120_mit_mech_Fahrsperre

Daher gelangten zu dieser Zeit noch wie auch auf den Hochbahnstrecken  Formsignale mit Nacht-Leuchtzeichen zum Einsatz. Links Abb. Signal 19 im Bahnhof Thielplatz, rechts:  das Selbst-Blocksignal 120 an der Haltestelle Podbielskiallee (vor der Tunneleinfahrt). Beide Signale sind von Siemens (eckige Gehäusekästen der Antriebe)

Bahnhof Thielplatz (1913)

 

Mit der Streckenerweiterung zum neuen Endpunkt Krumme Lanke (Eröffnung am 22.12.1929) entfiel der Stellwerksbezirk Thielplatz. Die dreigleisige Wagenhalle (45,4 x 13,76 m) mit kleinem Anbau stand neben der heutigen Trasse (heute Ihnestraße 19/21) und wurde vom benachbarten Kaiser- Wilhelm- Institut  genutzt. Nach 1945 wurde die Wagenhalle von der amerikanischen Schutzmacht konfisziert aber schon 1950 wieder der zivilen Nutzung freigegeben. Die FU nutzte diese im Geländeeinschnitt gelegene Wagenhalle als Speisesaal, Lagerraum, Hörsaal und Werkstatt. 1960 musste die Halle einem Neubau für die Freien Universität (FU-Berlin) weichen.

Seit 1930 ist die Haltestelle Thielplatz nur ein Bahnsteig mit zwei Gleisen ... Die benachbarten Bahnhöfe Krumme Lanke (K) und Breitenbachplatz (Bt) werden seit 1998 von den beiden Regionalstellwerken K und Fehrbelliner Platz (Fpo) bedient und von der LISI-Zentrale am Kleistpark ferngesteuert.

Gleiswechsel am Bahnhof Thielplatz  mit Triebwagen 612 im Sommer 2007 - Berliner U-Bahn in Dahlem

Im Zuge von umfassenden Bauarbeiten zwischen Thielplatz (T) und Krumme Lanke (K) (2007) wurde der Bahnhof Thielplatz nochmals Endpunkt der U-Bahnlinie 3. Eine Weichenverbindung mit einem Containerstellwerk wurde für die Sommermonate errichtet, um die Züge wieder auf das richtige Gleis zu schicken. Das Fahrziel lautete jedoch an den Zügen weiterhin “Krumme Lanke”, da die Zugzielanzeiger das Fahrziel “Thielplatz” nicht auf ihren Paletten / Zielbändern tragen und die Weiterfahrt mit dem Schienenersatzverkehr (SEV) organisiert gewesen war.

Quellen:

  • Unterlagen aus dem Redaktionsarchiv Berliner Verkehrsseiten (Pläne, Bilder)
  • “Die selbsttätige Signalanlage der Berliner Hoch- und Untergrundbahn nebst einigen Vorläufern” von Gustav Kemmann, Berlin 1921
  • “Die selbsttätige Signalanlage der Berliner Hoch- und Untergrundbahn” von Alfred Bothe, Berlin 1916, 1928
  • Hinweise und Ergänzungen aus dem freien Redaktionskollektiv Berliner Verkehrsseiten: Norbert Heintze, Wolfgang Heuser, Axel Mauruszat
  • Berliner Verkehrsblätter, Heft 11/1970, Seite 231
  • Präsentation Sicherungstechnik BVG (BU-A7) von Mai 2006
  • Berlin und seine Bauten, Nahverkehr, Berlin 1979 Seite 276.
  • “Fünfzig Jahre Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin”, Ulrich Naumann und Doris Fouquet-Plümacher, Berlin 2002, Seite 32

Text und Zusammenstellung: Markus Jurziczek von Lisone, BVS 4/2010

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