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U-Bahn Berlin

Stellwerksbezirk Krumme Lanke

1930 erfolgte die Streckenverlängerung vom Bahnhof Thielplatz bis Krumme Lanke. Das Stellwerk mit den Weichen am bisherigen Endpunkt (seit 1913) Thielplatz sowie die kleine Wagenhalle (Bw K) am Endpunkt entfielen damit.

Am neuen Endpunkt, dem Bahnhof Krumme Lanke entstand eine neue 4-gleisige Wagenhalle sowie einige Abstellgleise. Das elektromechanische Stellwerk K wurde 1929 gebaut. Ab 1951 stand hier auch eine Drehscheibe zur Verfügung.

Typ A2 Tw 392 Bw Krumme Lanke rechts noch die alte Drehscheibe

Blick auf die Wagenhalle Krumme Lanke (etwa 1955)

Fahrschautafel: Bei der Berliner U-Bahn nennt sich so die ausgeleuchtete Tafel, auf der die Gleise skizzenhaft dargestellt sind. Anhand der Melder (Gleisausleuchtung) kann der Weichensteller erkennen, auf welchen Gleisabschnitten sich die Züge befinden (dunkle Abschnitte) und was die Signale anzeigen.

Fahrschautafel Krumme Lanke 1978 ohne Zufahrt zur Drehscheibe

Fahrschautafel: oben über dem Gleisabschnitt “G” befindet sich das Symbol für den Standort des Stellwerks auf der Tafel. Der Standort des Stellwerks K war durchaus besonders:

Blick aus Richtung Wagenhalle zum Bahnsteig

Das elektromechanische Stellwerk K befand sich unter der Brücke “12”, hier leicht die Fenster zu erahnen (links von der Brückennummer 12)

Stw Raum Stw K 1978 Foto Detlef Jentzsch

Hier die Hebelbank des Stellwerks Krumme Lanke, von dem aus die Weichen und Signale gestellt werden.

Hilfstasten Stw K 1978

Hilfstasten: Um Fahrstrassen hilfsweise aufzulösen, bedarf es einer Bedienung dieser Schalter. Da das irrtümliche Auflösen einer Fahrstrasse fatale Folgen haben kann, benötigt man bei der U-Bahn zwei Weichensteller: 2 gleichzeitig zu bedienende Schalter zum hilfsweisen Auflösen einer Fahrstrasse befinden sich daher absichtlich mehr als 2 Meter auseinander! Im Zweifel ersetzte auch Kumpel Besenstil den fehlenden Kollegen ...

Fahrschautafel_Stw_K

Hebelbezeichnungen

Bei der Berliner U-Bahn gelangten meist diese Einreihen-Hebelstellwerke (Siemens) zum Einsatz. Die roten Fahrstraßenhebel werden umgelegt, wodurch die mechanische Verriegelung der Weichen bewirkt wird (Schieberkasten oder auch Verschlußkasten genannt). Ist der Fahrweg mechanisch festgelegt und elektrisch auf Ordnungsstellung der Weichen und Freisein der Gleisabschnitte im Fahrweg geprüft (Fahrstraßenschalter), schaltet das Signal zum Befahren der Fahrstraße (Signalschalter) frei (grün). Diese Funktionsweise mit der Abhängigkeit von mechanischer Verriegelung und elektrischer Kontrolle gab dieser Stellwerksbauform den Namen “elektromechanisches Stellwerk”

Hebelbank Stellwerk Krumme Lanke (1978)

Links (blaue Hebelspitzen) die Weichenhebel. Rechts die roten Hebelspitzen: Signalhebel

Bildliche Darstellung Hebelwerk

Bezeichnung der Hebel elektromechanisches Stellwerk Krumme Lanke (Berliner U-Bahn) 1978

Rechts der U mleithebel: Der dichte Schnellbahnverkehr wurde mittels “Umleithebel” der “Durchleitbetrieb”  möglich. Immer wiederkehrende Zugfahrstraßen im dichten Zugtakt sind automatisiert zuverlässiger einzustellen, da der Mensch nicht über einen Zeitraum von 8 Stunden mit gleichbleibender Aufmerksamkeit diese Regelmässigkeit im Minutentakt beherrscht. Auf einigen Stellwerken, wo nur zu Betriebsbeginn und -ende die Weichen bewegt werden müssen, bleiben die Stellwerke dann im Automatikbetrieb unbesetzt. Das spart Personal bzw. kann der Mitarbeiter zusätzlich mit anderen Aufgaben beauftragt werden. Hier am Endbahnhof müssen für den wiederkehrenden automatischen Betrieb auch Weichen umgestellt werden. Die davon betroffenen Weichen haben eine Kerbe in Mittelstellung (Kehrbetriebsstellung), in der sie vorher gebracht werden müssen. Sie zu automatisierender Signaltechnik hier.

Stellwerkschalttafel Stw K mit spaßigem Hinweis der Stellwerksmannschaft (1978)

Die Stromversorgung von Stellwerken ist stets eine durchdachte Schaltung. Fällt der Signalstrom aus, stehen die Züge an den Signalen, lässt sich keine Weiche mehr stellen. Daher stützt eine Batterie und je nach nach Bedeutung des Stellwerks sogar mit doppelter Stromversorgung (verschiedene Stromnetze) und Dieselaggregat. Hier die Hauptsicherungstafel  des Stellwerks Krumme Lanke mit dem spaßigen Hinweis der damaligen Belegschaft

Gleiserneuerung im Krumme Lanke

Das elektromechanische Stellwerk der vereinigten Eisenbahn-S ignalwerke (VES) wurde 1981 außer Betrieb gesetzt. Im Bahnhof Krumme Lanke wurde Ende April 1981 das neue Regionalstellwerk K rumme Lanke (RStw K) (Standort: Bahnsteigende) mit der Bauform Spurplan-Drucktasten Siemens U -Bahn (SpDrSU) in Betrieb genommen.  Die Fahrschautafel  vom Stellwerk K befindet  sich  heute im U-Bahn Museum (U-Bahnhof Olympiastadion).

Bauzustand 1978 Krumme Lanke

Bauzustand 1978: von 1978 bis 1981 wurden die Gleisanlagen erneuert und die Vorbereitungen für die neue Signaltechnik vorgenommen. Im Januar 1978 stand baubedingt nur ein Bahnhofsgleis zur Verfügung.

ASig 5 Krumme Lanke 1/1978

Sanierung der Gleis- und Bauwerksanlagen (1978) und Errichtung der neuen Signalanlagen.

Wagenhalle K 1978 Foto Detlef Jentzsch

Aufnahme (1978) Wagenhalle Krumme Lanke: Das Anschlußgleis zur Drehscheibe ist entfernt (vgl. erste Abbildung oben)

Blick unter Brücke 12 hindurch in die offene Wagenhalle Krumme Lanke

Blick zum Bahnsteig Krumme Lanke

Stellwerk Krumme Lanke unter der Brücke 12

Unter der Brücke “12” linke Seite: Das Stellwerk Krumme Lanke

SpDrS-U (Spurplanstellwerk Siemens) Bahnhof Krumme Lanke (2011)

Der Stelltisch Bahnhof Krumme Lanke (K) im Juni 2011: in der oberen Ebene befand sich einst die Blockstrecke Podbielskiallee bis Krumme Lanke, die vom Tisch bereits entfernt ist. Links vom Bahnhof K ist Freiraum für die angedachte Streckenverlängerung zum Berliner Ortsteil Düppel (einst war geplant bis in die Gemeinde Kleinmachnow, Hohe Kiefer zu verlängern) vorgehalten. Die Wagenhalle ist derzeit nicht an das Streckennetz angebunden, und daher vom Bedientisch entfernt worden.

Bedientisch Stellwerk Krumme Lanke (Zustand Juni 2011)

Rechts unten einst die Gleisanlagen zur Wagenhalle. Links das graue Kästchen symbolisiert den Bahnsteig, links davon die beiden Abstellgleise in Tunnellage für eine geplante Weiterführung Richtung Mexikoplatz.

Blick aus dem Stellwerk zum Bahnsteig

Im Endbahnhof Krumme Lanke wird automatisch am Bahnsteig gekehrt, bedeutet die Züge fahren wechselseitig in den Bahnsteig und wieder zurück Richtung Innenstadt

Ankommender Zug in Krumme Lanke Ausfahrender Zug Richtung Innenstadt

Gleisharfe vom Bahnsteig zur Wagenhalle Krumme Lanke (Stadtteil Berlin Zehlendorf)

Untergrundbahn im Tageslicht

Die im Geländeeinschnitt verlaufende Strecke bietet zahlreiche interessante Motive

Stadteinwärts fahrender Zug vorbei an der alten Wagenhalle Krumme Lanke

Wagenhalle ohne Anschluß

Das Gleisvorfeld der Wagenhalle ist gesperrt. Sollten sich nochmals Gelder finden, um die einsturzgefährdete Wagenhalle zu sanieren, könnten die Gleise auch wieder angebunden werden. Überdachte Abstellkapazitäten schützen die Züge vor Eis und Vandalismus, der in dieser Stadt sehr ausgeprägt ist.

Alter Stellwerksraum K im Brückenbogen 12 (6/2011)

Besuch im alten Stellwerksraum Stellwerk Krumme Lanke unter der Brücke 12. Die Fahrschautafel ist demontiert und befindet sich heute im U-Bahnmuseum. Der Raum ist seit der Ausserbetriebnahme 1981 konserviert.

Stillgelegte U-Bahngleise in Berlin (6/2011)

Die Natur holt sich schnell das Gebiet wieder: Gleise der stillgelegten Wagenhalle Krumme Lanke (6/2011)

Und alle 5 Minuten fährt ein Zug Richtung Innenstadt

Die grünste U-Bahnstrecke in Berlin führt nach Krumme Lanke

Blick aus dem Fahrstand eines Zuges

Blick aus dem Fahrstand ein es Zuges Richtung Innenstadt

Ausfahrsignal A2 Bahnhof Krumme Lanke

Quellen und weiterführende Literatur:

  • Unterlagen aus dem Redaktionsarchiv Berliner Verkehrsseiten (Pläne, Bilder)
  • Hinweise und Ergänzungen aus dem freien Redaktionskollektiv Berliner Verkehrsseiten: Detlef Jentzsch, Rainer Felkeneyer
  • ”Entwicklung und Bau von Regionalstellwerken in Spurplan-Technik für die Berliner U-Bahn”, Fritz Gnädig in “Verkehr und Technik” 2/1977
  • Berliner Verkehrsblätter, Kurzmeldung U-BAHN (West) Heft 4-5/1981
  • Präsentation Sicherungstechnik BVG (BU-A7) von Mai 2006
  • “Vorschriften für den Stellwerksdienst - Hebelstellwerk-”, BVG-West Ausgabe 1959
  • “Die selbsttätige Signalanlage der Berliner Hoch- und Untergrundbahn” von Alfred Bothe, Berlin 1928
  • Der Hersteller: Siemens mobility
  • Weiterführende Erläuterung “Zugsicherung” bei Wikipedia

Text und Zusammenstellung: Markus Jurziczek von Lisone, BVS 7/2004, überarbeitet: 3/2010, Ergänzungen 6/2011

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